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Zehn Jahre später wollte die deutsche Zeitschrift Computerwoche noch genau wissen, wie stark MacHack VI wirklich war. Man ließ das Programm gegen die Leserschaft eine Partie spielen, bei der von Januar 1978 an jede Woche ein Zug gemacht wurde. Diese Partie konnte Machack, wie das Programm hier genannt wurde, aber nicht gewinnen.

Noch sensationeller war jedoch, daß kein Geringerer als Robert James (Bobby) Fischer im Frühjahr 1978, also sechs Jahre nach seinem Rückzug vom Turnierschach, drei Partien gegen MacHack spielte und natürlich gewann! Fischer wünschte, daß diese Partien geheim bleiben sollten, was aber nicht gelang, so daß ich hier eine zeigen kann:

(8) Fischer - MacHack VI [C33]

1.e4 e5 2.f4 exf4 3.Lc4 d5 4.Lxd5 Sf6 5.Sc3 Lb4 6.Sf3 0–0 7.0–0 Sxd5 8.Sxd5 Ld6 9.d4 g5 10.Sxg5 Dxg5 11.e5 Lh3 12.Tf2 Lxe5 13.dxe5 c6 14.Lxf4 Dg7 15.Sf6+ Kh8 16.Dh5 Td8 17.Dxh3 Sa6 18.Tf3 Dg6 19.Tc1 Kg7 20.Tg3 Th8 21.Dh6# 1–0

10: 1968; ENGLISCHER SNOBISMUS ODER ÜBERLEGENES WISSEN?:

“Kein Computer wird mich in den nächsten zehn Jahren in einem ernsthaften Wettkampf schlagen!” Diese Aussage stammte von dem internationalen Meister und Schachcomputerexperte David Levy und war nicht etwa nur so daher gesagt. Nein, Levy meinte es durchaus ernst. Er wettete nämlich 1968 um die Summe von 1250 englischen Pfund, daß ihn binnen dieser Frist kein Programm schlagen würde. Die ersten Jahre traute sich kein Computer die Herausforderung anzunehmen. Erst 1977 wurden Wettkämpfe gegen Chess 4,5 ((April in Pittsburgh und Kaissa (Dezember in Montreal) )gespielt, die der englische Meister jedoch leicht gewann. Schließlich wurde 1978 ein Wettkampf gegen den damaligen Computer-Weltmeister Chess 4,7 gespielt, den Levy aber ebenfalls mit 3,5 zu 1,5 gewann. Immerhin gelang dem Programm in diesem Wettkampf der erste Sieg eines Schachrechners gegen einen Titelträger im Turnier-Schach! (Partie: Siehe Punkt 13) Dies war aber kein Grund zur Trauer für Levy, denn er konnte nach dem Kampf die 1250 Pfund einstreichen und hatte eine Menge Werbung für sich und für das Computerschach gemacht, doch dazu später mehr!

 

11: 1970; DIE NEUE QUALITÄT IM COMPUTERSCHACH: CHESS 3,X:

Chess 3.0 hieß der neue Star am Computerhimmel, der von den drei Studenten Larry Atkin, David Slate und Keith Gordon geschrieben wurde! Die Version 3,0 war die erste einer langen Reihe von überaus erfolgreichen “Chess“-Versionen, die von 1970 ab etwa neun Jahre lang das Computerschach überlegen beherrschten. Chess 3,0 noch ein selektiv rechnendes Programm, dessen Spielstärke von Experten allerdings nur mit 1200 bis 1500 ELO-Punkten beziffert wurde. Ebenfalls 1970 wurde die Vereinigung “Accociation for Computing Machinery (ACM)” gegründet, die als eine ihrer ersten Aufgaben in diesem Jahr auch gleich die erste Nordamerikanische Meisterschaft (im folgenden auch ACM-Turnier genannt) in New York austrug. Nur sechs Programme nehmen teil und spielen auch nur drei Runden. Chess 3,0 gewinnt “überlegen” mit 3 Punkten aus drei Partien! Hier die Gewinnpartie von Chess 3,0 aus der dritten Runde gegen Schach, ein deutsches Programm:

(9) Schach - Chess 3,0 [D28]

[ACM-Turnier, 3.Runde, 2.September 1970]

1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 Sf6 4.e3 e6 5.Lxc4 c5 6.0–0 a6 7.De2 Sc6 8.Sc3 cxd4 9.exd4 Sxd4 10.Sxd4 Dxd4 11.Td1 Dh4 12.g3 Dg4 13.f3 Lc5+ 14.Kh1 Dg6 15.Le3 Lxe3 16.Dxe3 0–0 17.Dc5 Ld7 18.a3 Tfc8 19.Db4 Lc6 20.Td3 b5 21.Sxb5 axb5 22.Lxb5 Lxb5 23.Dxb5 Tcb8 24.Dc4 Txb2 25.Tb3 Td2 26.Dc6 Te8 27.Te1 Ted8 28.Tb7 Dd3 29.a4 Tc2 30.Db6 Dxf3+ 31.Kg1 Dg2# 0–1

Nicht wenige Fachleute sahen mit Chess 3,0 eine neue Ära im Computerschach anbrechen, und sie sollten Recht behalten!

Der Nachfolger Chess 3,5 gewann nämlich genauso überlegen mit drei aus drei das zweite ACM-Turnier 1971 in Chicago. Hier wieder die dritte Partie gegen ein “Genie” mit “Aussetzern”, das später punktgleich mit dem Zweiten immerhin Dritter von acht teilnehmenden Programmen wurde:

(10) Genie - Chess 3,5 [B56]

[ACM-Turnier Chicago, 3.Runde 4.August 1971]

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 d6 6.Sxc6 bxc6 7.Lf4 e5 8.Le3 Le6 9.Lg5 Tb8 10.b3 Le7 11.Lc4 Lxc4 12.bxc4 Dd7 13.Tb1 Txb1 14.Sxb1 Sxe4 15.Lc1 0–0 16.Dh5 Tb8 17.Sd2 Sxd2 18.Lxd2 Tb1+ 19.Dd1 Txd1+ 20.Kxd1 Dg4+ 21.f3 Dxg2 22.Te1 Dxf3+ 23.Kc1 f5 24.Te3 Df1+ 25.Le1 Lg5 26.c5 Lxe3+ 27.Kb2 Dxe1 28.cxd6 Db4+ 29.Ka1 Ld4+ 30.c3 Lxc3# 0–1

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