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(25) Cray Blitz - Levy [B00]

[Wettkampf London, 1.Runde, 14.04.1984]

1.e4 a6 2.d4 g6 (Der Rechner sollte so frueh wie moeglich aus seiner Eroeffnungsbibliothek geworfen werden) 3.Sf3 Lg7 4.Sc3 (Der erste strategische Fehler. Weiss haette besser mit 4.c2-c3 sein Zentrum stuetzen sollen) 4...b5 5.Ld3 Lb7 6.0–0 d6 7.Lf4 e6 8.e5 d5 9.b4!? (Ein sehr merkwuerdiger Zug, der aber Weiss einen dauernden positionellen Vorteil gibt) 9...Sd7 10.Dd2 Se7 11.a4 c6 12.axb5 cxb5 13.Lh6 0–0 14.Lg5 Te8 15.Ta3 Sb6 16.Sd1 Sc4 17.Lxc4 dxc4 18.Sb2 Dc7 19.Tfa1 Tec8 20.c3 Lxf3 21.gxf3 Sf5 22.Txa6 Txa6 23.Txa6 Db7 24.Ta5 Dxf3 25.Txb5 h6 26.Lf4 Dh3 27.Lg3 h5 28.Tc5 Ta8 29.Dc1?? 

h4 (Nach der Partie wurde noch ein schoenerer Gewinnweg gefunden: [29...Lh6 30.Df1 Se3 31.fxe3 Lxe3+ 32.Lf2 Dg4+ 33.Kh1 Df3+ 34.Kg1 Lxf2+ 35.Dxf2 Ta1+ nebst baldigem Matt] 30.Df1 Se3 31.fxe3 Ta1 32.Lf4 Df3 33.h3 Dxh3 34.Txc4 Df3 35.Lh2 h3 36.Sd1 Txd1 0–1

Nach diesem Wettkampf hatte Levy seine Wette gewonnen, war aber nicht bereit, sie zu denselben Bedingungen zu wiederholen!

Für Interessierte sei hier noch vermerkt, daß in der Rochade Nr.2/1984 ein umfangreicher Bericht über Cray Blitz von dem leider schon verstorbenen Martin Gittel abgedruckt ist.

 

Sensationelles gab es auch im Mikroschach: Mitte des Jahres erschienen die ersten Berichte über den neuen Super-Constellation von Novag. Dem Star des Jahres, das darf man wohl sagen! Bis zu diesem Gerät war es grundsätzlich so gewesen, daß die schnelleren Brute-Force-Rechner an ihrem schlechten Positionswissen litten, während aufwendige Positionskriterien die Suche bremsten und damit das ganze Programm deutlich langsamer machten. Doch David Kittinger, Autor des vormaligen Mychess-Programmes, konnte sich nicht damit abfinden, was alle Welt als gottgegeben hinnahm! Ihm gelang statisches Wissen in das Programm zu packen ohne die Suche dadurch übermäßig zu bremsen! Nebenbei waren einige dieser PSH genannten Algorithmen ausgesprochene Spaßalgorithmen, die zum Beispiel bekannte taktische Motive beschrieben, die der Computer dann nicht umständlich berechnen mußte! Andere ermöglichten dem Computer Opfer auf Position oder sogar auf Verdacht zu bringen!! Die schönste vom Super-Conny gespielte Partie veröffentlichte Dirk Frickenschmidt in der CSS 6/84:

(26) Super-Constellation - Elite A/S 4,6 [B35]

[Wettkampf, 3.Partie,  01.06.1984]

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 g6 5.Sc3 Lg7 6.Le3 Sf6 7.Lc4 Da5 8.0–0 0–0 9.Lb3 d6 10.h3 Ld7 11.f4 Sxd4 12.Lxd4 Lc6 13.Sd5 Tfe8 14.f5!? (Schon dieser aggressive Zug zeugt vom Temperament des Super-Connys) 14...Sxe4 15.fxg6 hxg6 16.Lxg7 Sd2 17.Se3!! (!!!Zwei Rufzeichen fuer die Guete des Zuges und ein drittes weil hier ein Computer ein Opfer bringt, nur um den Koenig aus seinem Versteck zu locken!) 17...Sxf1 (Der Elite laesst sich das natuerlich zeigen) 18.Dxf1 Kxg7 19.Dxf7+ Kh6 20.Sg4+ Kg5 21.Dg7 Kh4 22.Dxg6 Db4 23.g3+ (mit Mattansage in fuenf Zuegen!) 23...Kxg3 24.Sh6+ Kxh3 25.Le6+ Kh4 26.Sf5+ Kh3 27.Dg3# 1–0

Durch solche Partien wurde der Super-Constellation zum Mythos, von dem die Firma Novag heute noch ein wenig zehrt! Auch der Preis war überaus konkurrenzfähig. Nur 798,- DM kostete der Rechner damals und war dennoch einer der stärksten auf dem Markt!

Wer nun wirklich der stärkste war, ist schwer zu sagen, denn bei der 4.Mikro-Weltmeisterschaft 1984 in Glasgow trat Novag nicht an und die Konkurrenten, bestehend aus den Firmen Fidelity, Mephisto und Conchess, lieferten sich ein totes Rennen, bei der sich am Schluß vier Geräte mit je 5 Punkten aus 7 Partien auf den ersten vier Plätzen tummelten und daraufhin beschlossen, den Titel zu teilen! Unter diesen vier war übrigens ein neues Programm von Richard Lang, Psion Chess! Der Titel des kommerziellen Weltmeisters ging nach dem üblichen Zulassungsgerangel an das teuerste Gerät im Feld: Der Mephisto III-S, das weiterentwickelte IIIer-Programm von Thomas Nitsche und Elmar Henne, das bei diesem Turnier wieder auf einem 68000er-Prozessor lief, kostete im Handel später fast 3000,- DM, enttäuschte aber die meisten Besitzer!

Zu den vier Spitzenprogrammen (Conchess Glasgow, Fidelity Elite A/S Glasgow, Mephisto III-S, Novag Super-Constellation) gesellte sich Ende des Jahres noch ein fünftes Gerät: Der Turbostar von Saitek. Damit hatte der Schachcomputermarkt eine nie wieder erreichte Vielfalt an Spitzenprogrammen zu vernünftigen Preisen zu bieten!

 

 26: 1985: TEUFLISCH ÜBERLEGEN: DER MEPHISTO AMSTERDAM!

1985 begann die Ära des Richard Lang. Thomas Nitsche und Elmar Henne hatten Mephisto verlassen und die Firma suchte einen neuen Programmierer für ihre Spitzenprogramme. Man nahm den Engländer Richard Lang unter Vertrag, dessen Programm Psion Chess bei der WM in Glasgow geteilter Sieger geworden war. Kurz vor der Mikro-WM 1985 in Amsterdam wurde dann in Anzeigen für das neue Mephisto-Programm mit Superlativen geworben. “Der beste Blitzer, die größte Eröffnungsbibliothek, das beste Endspiel, das intelligenteste Mittelspiel” und noch einige mehr! Das machte natürlich neugierig auf das neue Amsterdam-Programm. Und es zeigte sich, daß die Werbung diesmal nicht übertrieben hatte

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