Seite 7 (5) DIAGRAMM 2: wKh8,Pe3,g5,h5/bKf5,Ne1,Bc2,Pc5,c7,e6 G. Nadareischwili, 1950; Weiß am Zug gewinnt Lösung: 1.g6 Kf6 2.g7 Lh7 (5a) DIAGRAMM 3 :
wKh8,Pe3,g7,h5/bKf6,Ne1,Bh7,Pc5,c7,e6 3.e4 (!! Um diesen Zug geht es.) Sf3 4.e5+ Sxe5 5.Kxh7 Sf7 6.g8D Sg5+ 7.Dxg5+ Kxg5 8.h6 c4 9.Kg7 c3 10.h7 c2 11.h8D c1D 12.Dh6+ Kf5 13.Dxc1 1–0
8:
1961; DER OST-WEST-KAMPF 1961
wurde im Rahmen einer Dissertation am Technologischen Institut
Massachusetts ein Schachprogramm von einem gewissen Alan Kotov für den
IBM 7090 geschrieben. Sein Doktorvater war Prof. McCarthy. Dieses
Programm gelangte 1962 zu größeren Ehren, als der erste und bislang
einzige Schachcomputerwettkampf zwischen der UdSSR und den USA zustande
kam. McCarthy entwickelte nämlich Kotovs Programm weiter und dieses
Programm durfte dann 1967/68 von der Stanford Universität in
Kalifornien aus telegrafisch einen vier-Partien-Wettkampf gegen ein
sowjetisches Programm austragen. Es rechnete nach der B-Strategie, wurde
in FORTRAN und FAP programmiert und seine maximale Rechentiefe betrug
nur acht Halbzüge. Der
sowjetische Gegner M-20 lief auf einem Minsk-20-Computer im Institut für
angewandte Physik in Moskau. Das Programm rechnete nach der A-Strategie.
Die Autoren waren G.M. Adelson-Welskij, W.L. Arlasarow, A.O. Uschkow,
A.R. Bitman und W.L. Shitwotowskij, die später auch das
Weltmeisterprogramm “Kaissa” schreiben sollten. Die
vier Partien wurden übrigens nicht mit der heute gültigen
Zeitbegrenzung von drei Minuten pro Zug ausgeführt. Die ersten beiden
Partien endeten Remis, woraufhin das sowjetische Programm auf eine
Rechentiefe von fünf Halbzügen hochgesetzt wurde (vorher hatte es vor
jedem Zug nur drei Halbzüge berechnet). Die beiden weiteren Partien
gewann dann das russische Programm und damit auch den Wettkampf mit 3
-1! Stellvertretend hier die dritte Partie, die 1967 mit einem schönen
Matt im 19. Zug endete: (6) M-20 - Stanford [C46] 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Lc5 4.Sxe5 Sxe5 5.d4 Ld6 6.dxe5 Lxe5 7.f4 Lxc3+ 8.bxc3 Sf6 9.e5 Se4 10.Dd3 Sc5 11.Dd5 Se6 12.f5 Sg5 13.h4 f6 14.hxg5 fxg5 15.Txh7 Tf8 16.Txg7 c6 17.Dd6 Txf5 18.Tg8+ Tf8 19.Dxf8# 1–0 Matt!
Wahrlich keine meisterliche Partie, streng genommen noch nicht einmal
eine gute, aber Fortschritte bei der Programmierung konnten auch nicht
abgestritten werden! 9:
1967; DIE DREYFUS-AFFÄRE: Die
erste Affäre in der Geschichte des Computerschachs wird Dr. Hubert
Dreyfus zugeschrieben! Dieser mokierte sich 1967 über die Spielweise
der damaligen Programme und ließ sich zu der unvorsichtigen Aussage
hinreißen, daß “Computer so schlecht Schach spielen, daß sogar
zehnjährige Kinder sie schlagen könnten!” Dieser
Ausspruch konnte natürlich nicht unwidersprochen bleiben: Dr. Richard
Greenblatt lud daraufhin Dreyfus ins Massachusetts Institute for
Technology (MIT) ins und forderte ihn zu einer Partie gegen sein neues
Schachprogramm MacHack VI auf! Dieser durfte jetzt natürlich nicht nein
sagen und hatte in zwei Beziehungen Pech! 1.
Dr. Dreyfus konnte gar nicht richtig Schach spielen. 2.
MacHack VI war wohl das erste Programm, das über die Spielstärke eines
blutigen Anfängers ein wenig hinauskam! Dies
lag nicht zuletzt an einigen revolutionären Neuerungen. So besaß
MacHack VI eine ziemlich umfangreiche Eröffnungsbibliothek von etwa
5000 Halbzügen. Die Bewertung der Stellungen umfaßte ungefähr 50
Kriterien, wie zum Beispiel Beweglichkeit, Entwicklung, Angriff auf den
Gegner, Bauernstrukturen, Königssicherheit. In einer Tabelle wurden die
Bewertungen von 32000 Stellungen gespeichert und bei wiederholtem
Auftreten nur noch abgerufen, was Geschwindigkeitsvorteile brachte.
MacHack VI hatte damit die ersten Hash Tables. Die Suchstrategie war
bemerkenswerterweise selektiv. Unter Turnierbedingungen untersuchte das
Programm in den ersten beiden Halbzügen nur fünfzehn Möglichkeiten
aus der Zugliste, im dritten und vierten Halbzug nur noch neun und in
noch tieferen Ebenen lediglich sieben Möglichkeiten. Was
diese Neuerungen nun wirklich brachten möge die Partie gegen Dreyfus
verdeutlichen: (7) Dreyfus - MacHack VI [C50] 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.Sc3 Lc5 5.d3 0–0 6.Sg5 Sa5 7.Ld5 c6 8.Lb3 Sxb3 9.cxb3 h6 10.Sh3 d5 11.exd5 Lg4 12.f3 Lxh3 13.gxh3 Sxd5 14.Sxd5 Dxd5 15.Ld2 Dxd3 16.b4 Le7 17.Tg1 e4 18.fxe4 Lh4+ 19.Tg3 Lxg3+ 20.hxg3 Dxg3+ 21.Ke2 Dxh3 22.Dg1 h5 23.Lc3 g6 24.Df2 h4 25.Df6 Dg4+ 26.Kd2 Tad8+ 27.Kc2 Dxe4+ 28.Kb3 De6+ 29.Dxe6 fxe6 30.Th1 Tf4 31.Le1 Tf3+ 32.Ka4 h3 33.b5 Td4+ 34.b4 cxb5+ 35.Kxb5 Ta3 36.Kc5 Td5+ 37.Kc4 b5# 0–1 Auch wenn dies sicher keine Glanzpartie des Programmes war, so war
doch dem vorschnellen Professor Dreyfus einiger Spott in der
amerikanischen Presse beschieden. Greenblatt weigerte sich übrigens
immer sein Programm
gegen
andere Rechner spielen zu lassen, er ließ es immer nur gegen Menschen
antreten, so daß kein objektiver Vergleich mit anderen Programmen
dieser Ära möglich ist. |