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Diese überaus spannende Partie konnte der Spezialrechner dann im Endspiel für sich entscheiden, aber der Mikro hatte zunächst deutliche Vorteile gehabt. So gewann Deep Thought doch noch knapp nach Buchholz-Wertung vor dem Fidelity-Gerät und dem Mephisto, die ihrerseits aber noch vor Cray Blitz und Hitech lagen! Auf dem 11. und damit vorletzten Platz landete übrigens ein bis dato völlig unbekanntes Programm, das A.I.Chess hieß und von einem jungen Amerikaner namens Marty Hirsch stammte. Dieses und einige weitere sollten ein paar Jahre später dem vielfachen Weltmeister Mephisto noch großen Kummer bereiten.

1988 stellte Bernhard Walter dann weitere Endspiele auf einem Mikro vor. Das erstaunliche dabei war, daß er es schaffte, das sehr umfangreiche Endspiel König+Dame gegen König+Turm für den Atari ST mit nur einem Megabyte Speicher zu programmieren. Auch sein Programme wurden später als Analysewerkzeuge beim Schreiben der Endspielenzyklopädie benutzt.

 

Der erste Sieg eines Computerprogramms gegen einen Großmeister unter Turnierbedinungen gelang aber vermutlich einem anderen Programm: Wahrscheinlich hat in der Partie Hitech-Denker, USA op 1988, ein GM das erste Mal gegen ein Computerprogramm verloren. Anbei diese spannende Partie:  

(37) Hitech - Denker,A [B22]

[USA op 1988]

1.e4 c5 2.c3 d5 3.exd5 Dxd5 4.d4 Sf6 5.Sf3 cxd4 6.cxd4 g6 7.Sc3 Dd8 8.Lc4 Lg7 9.Da4+ Sbd7 10.Lxf7+ Kxf7 11.Sg5+ Ke8 12.Se6 Db6 13.Dc4 Sf8 14.Sxg7+ Kd8 15.0–0 Ld7 16.Te1 Dd6 17.Lg5 Tc8 18.Df7 Tc6 19.Sb5 Db4 20.d5 Dxb5 21.dxc6 Dxg5 22.cxd7 S6xd7 23.Tac1 1–0

 

28: 1989: NUN MÜSSEN AUCH GROßMEISTER UM IHREN SKALP FÜRCHTEN!

1989 war wurde wieder eine scheinbar unüberwindliche Hürde umgestoßen: Der erste Sieg eines Schachcomputers gegen einen Großmeister in einer Turnierpartie war fällig geworden. Zwar hatten schon einige Großmeister in Blitz-oder Simultanpartien gelegentlich den kürzeren gezogen, aber im Turnierschach hatte noch nie ein Computer eine ernsthafte Chance gehabt. VIELLEICHT DOCH: SIEHE OBEN! Der bedauernswerte Großmeister war kein geringerer als Bent Larsen, ehemaliger WM-Kandidat, der bei einem Open in Long Beach auf den Rechner traf. Man darf also davon ausgehen, daß die gesamte schachspielende Weltbevölkerung von dieser Partie Kenntnis nahm.

(38) Larsen,B (2560) - Deep Thought [A20]

[Long Beach Open, 1989]

64MB, General.ctg. AMD K6-2 400 Mhz 1.c4 e5 2.g3 Sf6 3.Lg2 c6 4.Sf3 e4 5.Sd4 d5 6.cxd5 Dxd5 7.Sc2 Dh5 8.h4 Lf5 9.Se3 Lc5 10.Db3 b6 11.Da4 0–0 12.Sc3 b5 13.Dc2 Lxe3 14.dxe3 Te8 15.a4 b4 16.Sb1 Sbd7 17.Sd2 Te6 18.b3 Td8 19.Lb2 Lg6 20.Sc4 Sd5 21.0–0–0 S7f6 22.Lh3 Lf5 23.Lxf5 Dxf5 24.f3 h5 25.Ld4 Td7 26.Kb2 Tc7 27.g4 ?? Larsen erklaerte hinterher im Interview, dass er ueberhaupt keine Lust gehabt hatte, gegen den Computer anzutreten und dementsprechend demotiviert gewesen sei. An dieser Stelle verlor er schlicht die Geduld, obwohl er wusste, dass der Zug nicht korrekt war 27...hxg4 28.Thg1 c5 Der Grossmeister hatte gehofft, dass der Rechner stereotyp auf f3 schlagen wuerde und damit einen gefaehrlichen Angriff auf der G-Linie zulassen wuerde 29.fxg4 Sxg4 30.Lxg7 Tg6 31.Dd2 Td7 32.Txg4 Txg4 33.Se5 Sxe3 34.Dxd7 Sxd1+ 35.Dxd1 Tg3 36.Dd6 Kxg7 37.Sd7 Te3 38.Dh2 Kh7 39.Sf8+ Kh8 40.h5 Dd5 41.Sg6+ fxg6 42.hxg6+ Kg7 43.Dh7+ Kf6 und Aufgabe von Weiss 0–1

Seine unbestrittene Führungsrolle auf dem Gebiet des Computerschachs demonstrierte Deep Thought auch bei der Computerschach-WM in Edmonton / Kanada vom 28.5. - 1.6.1989. Volle 100% erreichte der Spezialrechner dieses Mal und geriet auch in keiner Partie ernsthaft in Verlustgefahr. Die Mikros mußten sich bei dieser Meisterschaft mit Plätzen im Mittelfeld begnügen. Die ersten vier Plätze wurden von Großrechnern eingenommen.

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