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(33) Sphinx B - Mephisto Roma A [B02]

[WM Rom, 5. Runde, 18.09.1987]

1.e4 Sf6 2.e5 Sd5 3.c4 Sb6 4.c5 Sd5 5.Lc4 e6 6.Sc3 Sxc3 7.dxc3 Dh4 8.Dd4 Dxd4 9.cxd4 b6 10.cxb6 Lb4+ 11.Ld2 Lxd2+ 12.Kxd2 axb6 13.Sf3 Lb7 14.Ke3 Lxf3 15.Kxf3 f6 16.d5 ?? Warum opfert Weiß einfach einen Bauern? 16...exd5 17.Lxd5 c6 

18.exf6 ?? Jetzt schmeißt Weiß auch noch eine Figur hinterher! 18...cxd5 19.fxg7 Tg8 20.The1+ Kf7 21.Te5 Ta5 22.Tf5+ Kxg7 23.Tg5+ Kf7 24.Th5 Kg6 25.Th4 Tf8+ 26.Kg3 Sc6 27.Tg4+ Kf6 28.Tf4+ Kg7 29.Tg4+ Kh8 30.a3 d4 31.Tf1 Tb5 32.b4 Ta8 33.Ta1 d3 34.a4 Txb4 35.Txb4 Sxb4 36.f4 Kg8 37.Kf3 Ta5 38.Tc1 Txa4 39.Tc8+ Kf7 40.Th8 Kg7 41.Td8 Ta7 42.Te8 d2 und endlich Aufgabe! und endlich Aufgabe! 0–1

 

Die Neuigkeit des Jahres war aber nicht der Mephisto Roma, der, wie sich später herausstellte, nicht sehr viel stärker spielte als sein Vorgänger, sondern ein neues Gerät von Fidelity: Der Excel 68000 hatte nicht nur einen 68000-Prozessor von Motorola wie die Mephisto-Geräte auch, sondern bei seinem Erscheinen kam auch ein neues Schlagwort auf, das im folgenden die Schachcomputerszene nicht mehr loslassen sollte: Hash Tables! Dieses Stichwort fiel schon einmal bei dem Programm MacHack VI, doch der Excel war das erste kommerzielle Gerät, bei dem solche Speichertabellen für Schachstellungen verwendet wurden. Leider stellte sich heraus, daß sie nicht den erhofften Geschwindigkeitszuwachs brachten, zumal nur ein einziges Kilobyte für sie vorgesehen waren! Dies war nicht die einzige Enttäuschung: Das Programm hatte viele Fehler und war noch nicht einmal wesentlich stärker als die 8-Bit-Programme von Fidelity. Nur der Preis von unter 800,- DM und die verhältnismäßig guten Endspielkenntnisse entschädigten die Besitzer ein wenig. So wurde schon kurze Zeit nach Einführung des Excel der nächste Schnellschuß gestartet, der Mach II, der nun endlich 128 KB für Hash Tables zur Verfügung hatte aber mehr noch durch seine Versionenvielfalt von sich reden machte.

Hash Tables hatte natürlich auch ein neues Großrechner-Programm namens ChipTest, das für die meisten überraschend das ACM-Turnier 1987 in Dallas gewann. ChipTest ist genau wie Belle oder Hightech eine spezielle Schachmaschine, die extra für diesen Zweck von Feng-Hsiung Hsu, Thomas Anantharaman und Murray Campbell gebaut wurde. Nach dem Turnier wurde bekannt, daß der Computer etwa 400.000 Stellungen in der Sekunde berechnet, also fast doppelt so viel wie Hitech! Man sehe nur, wie mühelos das neue Programm zum Beispiel den Weltmeister Cray Blitz zerlegte:

(34) Cray Blitz - ChipTest [B01]

[ACM-Turnier Dallas, 3.Runde,  26.10.1987]

1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Da5 4.d4 c6 5.Sf3 Sf6 6.Lc4 Lg4 7.h3 Lh5 8.De2 Sbd7 9.Ld2 Dc7 10.g4 Lg6 11.0–0–0 0–0–0 12.Sg5 ? Ein fragwuerdiger Versuch die Initiative zu behalten. Nun bekommt Schwarz rasch Gegenspiel 12...e5 13.Lxf7 exd4 14.Sa4 Se5 15.Lxg6 Sxg6 16.Se6 Te8 Diese Fesselung bricht Cray Blitz das Genick! 17.The1 Dd6 18.g5 Sd7 19.Dg4 b5 20.Sac5 Sge5 21.Sxf8 Thxf8 22.Se4 Dd5 23.Dg2 Te6 24.Kb1 Sf3 25.Dg4 Sxe1 26.Txe1 Se5 27.Dd1 Sf3 und Aufgabe von Weiss 0–1

 

Die Welt war vom neuen Programm begeistert und die ChipTest-Mannschaft steigerte die Euphorie um einen elektronischen Großmeister noch, indem sie ankündigte, daß man an einem Nachfolger baue, der sogar die unglaubliche Anzahl von 1.000.000 Stellungen pro Sekunde berechnen könne!

 

28: MIKROS MIT ELO 2000 UND EIN GROßRECHNER MIT ELO 2500!

Seit den Zeiten des Super-Constellation wurde bei Erscheinen neuer Geräte immer wieder die Frage gestellt, ob diese denn endlich 2000 ELO- Punkte erreichen würden. Aber die ersten käuflichen Schachcomputer, denen man diese Spielstärke wirklich bescheinigen konnte, waren wohl die Geräte, die nach der Mikro-Weltmeisterschaft 1988 in Almeria auf den Markt kamen.

Dort gab seit langer Zeit zum ersten Mal wieder eine spannende Mikro-Weltmeisterschaft. Fidelity war angetreten, Mephisto den Titel endlich wieder abzunehmen und die neuen Geräte schienen das Zeug dazu zu haben: Die ersten beiden Tage in der sogenannten Herstellergruppe endeten jeweils 2:2 (beide Teams spielten mit je vier Geräten! Den dritten Tag gewann jedoch Fidelity mit 3:1! Das Mephisto-Team saß nach und kochte in der Folgezeit jede Nacht neue Eröffnungen aus, die zum Schluß dann auch den erwünschten Erfolg brachten. Sieger in dieser Gruppe wurde schließlich der Mephisto 4 mit 6,5 Punkten aus acht Partien. Sieger der Softwaregruppe wurde ein baugleiches Mephisto-Gerät mit 100%! Und auch die kommerzielle Gruppe wurde von dem dort startenden Mephisto-Computer mit 2,5 Punkten Vorsprung gewonnen! Totaler Triumph für Mephisto also, wenn die Partien auch überwiegend äußerst spannend waren. Ein paar Worte noch zu den “kommerziellen” Geräten: Diese mußten laut Klassement in einem offiziellen Geschäft vor der WM gekauft werden. Für das Mephisto-Gerät wurde ein Kassenbon einer Hamburger Karstadt-Filiale vorgelegt. Merkwürdig nur, daß es genau wie die Turniergeräte der anderen Klassen mit Lüftern ausgestattet war und so nie in den Handel kam! Ähnlich verhielt es sich mit dem Fidelity, der auf die gleiche wundersame Weise in Miami gekauft worden war.

Lug und Trug also auf ganzer Linie!

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