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Am Rande sollte noch erwähnt werden, daß auf Platz 10 ein neues Programm landete, das ebenfalls von einem Spitzenprogrammierer heutiger Tage geschrieben wurde: Nona. Der Programmierer hieß Frans Morsch.

Die Mikro-Weltmeisterschaft 1986 vom 1. bis 5. November in Dallas zeigte denn auch die wahren Spielstärkeverhältnisse unter den Mikros unmißverständlich auf: Sieger mit einem halben Punkt Vorsprung wurde eine Weiterentwicklung des Amsterdam-Programmes, das nun natürlich nach dem Austragungsort “Dallas” hieß. Zweiter wurde ein Experimentalgerät von Fidelity, Dritter wieder ein Mephisto, Vierter wieder ein Mephisto, Fünfter wieder ein Fidelity und Sechster dann endlich Recom Deventer, eine Version des Rebel-Programmes! Hier die wohl entscheidende Partie des späteren Ersten gegen den späteren Zweiten:

(31) Fidelity A - Mephisto Dallas 3 [B02]

[Mikro-WM, Dallas 01.11.1986]

1.e4 Sf6 2.e5 Sd5 3.Sc3 Sxc3 4.dxc3 d6 5.Sf3 Sc6 6.Lf4 Dd7 Dieser merkwuerdige Zug stammt nicht aus der Eroeffnungsbibliothek! 7.Lb5 a6 8.La4 b5 9.Lb3 Df5 10.Ld5 Lb7 11.g3 ? Vermutlich schon der Verlustzug 11...dxe5 12.Sxe5 0–0–0 13.0–0 

13...g5 ! Gewinnt einfach eine Figur 14.c4 bxc4 15.Sxf7 Txd5 16.Dh5 gxf4 17.Dxf5+ Txf5 18.Sxh8 Lg7 19.g4 Tg5 20.h3 Lxh8 21.c3 h5 22.Tfe1 Se5 23.Kf1 hxg4 24.hxg4 Lf3 25.a3 Txg4 26.Txe5 Lxe5 27.Tc1 Th4 28.Ke1 Th2 29.a4 Lf6 30.Ta1 Lh4 31.Kd2 Lxf2 32.Kc2 Le4+ 33.Kd1 Le3 34.Ke1 f3 35.Ta2 Th1# 0–1

 

Nach der Weltmeisterschaft kam der Dallas als erstes Gerät überhaupt nicht nur in der gewöhnlichen 16-Bit-Version heraus, sondern auch als “Handserie” mit 32-Bit-Motorola-Prozessor! Leider stieg der Preis für diese Version auf über 4500,- DM im Exclusive-Brett.

Die gegnerischen Fidelity-Geräte, die auf der WM ebenfalls mit 32-Bit- Hardware liefen, kamen jedoch nicht mehr zur Zeiten des Mephisto Dallas auf den Markt, obwohl alle Welt auf eine Antwort Fidelitys im Spitzen- Schachcomputerbereich wartete. Allerdings verzögerte sich die Auslieferung der neuen Geräte immer wieder, weil diese noch nicht stark genug waren. So erreichten die neuen Geräte beim US-Open in Sommerset, New Jersey “nur” eine ELO von 2039, während das bisherige Spitzenprogramm, der Avantgarde mit 2100 ELO-Punkten eingestuft war. Aber bei diesem Turnier wurde eine weitere Mauer für Schachcomputer eingerissen: Einer der Fidelity-Computer mußte nämlich gegen den internationalen Meister David Strauß antreten und gewann! Dies war das erste Mal, daß ein Mikro einen internationalen Meister in einer ernsthaften Turnierpartie besiegen konnte. Hier die historische Partie, die Strauß für die CSS selbst kommentierte:

 

(32) Fidelity XX - David Strauß (2355) [B01]

[US-Open Sommerset, 1986]

1.e4 d5 2.exd5 Sf6 3.d4 Sxd5 4.c4 Sb6 5.Sf3 g6 6.Sc3 Lg7 7.h3 0–0 8.Le3 Sc6 9.Dd2 e5 10.d5 Se7 11.g4 f5 12.0–0–0 fxg4 13.Sg5 Bis hierher ist alles Theorie und duerfte auch bis hier im Eroeffnungs-Speicher des Computers enthalten gewesen sein 13...g3 14.c5 g2 15.Lxg2 Sc4 16.De2 Sxe3 17.Dxe3 Sf5 18.Dd2 Lh6 19.Sce4 Sh4 20.Thg1 Lf5 ? Strauss hielt erst 20...Sh4xg2 21.Tg1xg2 Lc8-f5 nach der Partie fuer besser 21.Lh1 ! Jetzt rettet der Computer seinen Laeufer 21...b6 22.d6 ! Jawohl Gegenspiel im Zentrum 22...c6 23.De3 bxc5 24.Sxc5 Db6 25.Sb3 Da6 26.Dc3 Dxa2 27.Lxc6 

27...Tad8 ?? Ta8-c8 haette kommen muessen mit schwierigen Verwicklungen. Dieser Zug verliert einfach die Dame 28.Ld5+ Kh8 29.Sc5 Db1+ 30.Kd2 Sf3+ 31.Lxf3 Txd6+ 32.Ke2 Txd1 33.Txd1 Dc2+ 34.Dxc2 Lxc2 35.Tg1 Lf5 ? 35...Tf8-b8 waere die letzte Moeglichkeit gewesen durch Dezimierung der weissen Bauern zu mogeln 36.h4 Tb8 37.b3 Tc8 38.Sf7+ Kg7 39.Sd6 Tf8 40.Ta1 Kh8 41.Txa7 Lf4 42.Sf7+ Kg8 43.Ld5 Kg7 44.Sg5+ mit Ankuendigung Matt in fuenf Zuegen! 1–0

 

Keine überragende Partie, aber ein bißchen Glück gehört halt dazu einen Meilenstein zu setzen. In den Prospekten zum später erschienen Excel wurde natürlich nicht vergessen auf diesen Sieg hinzuweisen, allerdings wurde dort dem guten David Strauß sogar eine ELO-Zahl von 2533 zugesprochen!

 

27: 1987: LANGEWEILE AUF DER MIKRO-WM:

Die Mikro-Weltmeisterschaft 1987 in Rom war außerordentlich langweilig! Außer dem Titelverteidiger Mephisto trat kein Spitzenprogramm an, so daß Mephisto in diesem Jahr fast kampflos Weltmeister geworden wäre. Doch zum Glück fand sich ein Gegner in dem neuen Programm von David Levy, das in den Spitzengeräten von CXG arbeitete. Leider stellte sich heraus, daß die Sphinx 68000, wie die kommerzielle Version später bezeichnet wurde, nur zur Mittelklasse im Computerschach gehörte. 9:0 für Mephisto lautete das niederschmetternde Ergebnis in der kommerziellen Gruppe! Die Überlegenheit des Mephisto Roma zeigt die folgende Partie:

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