Die Schachroboter
Da immer wieder die Fragen
nach den so genannten Schachrobotern unter den Schachcomputer auftaucht möchte ich mich hier auf diesen Seiten einmal bemühen alle
möglichen Varianten anzusprechen und diese auch bildlich darzustellen.
Es ist unter Umständen möglich das es auch noch andere Geräte gibt aber
ich nehme an das die folgende Liste ziemlich vollständig ist.
Boris Handroid (1980)
Mitte September 1980
präsentierte die Münchner Firma Sandy Electronic der Presse den ersten
elektronischen Schachroboter der Welt. Ende 1980 konnten Liebhaber
Vorbestellungen für diesen außergewöhnlichen Schachcomputer bei Firma
Sandy Electronics in Auftrag geben, in Kaufhäusern wird das Gerät auf
Grund seiner Exklusivität jedoch nicht geführt.
Der Handroid erkennt mit Hilfe von 64 Halleffekt-Transistoren nicht nur
die Bewegung der vom menschlichen Gegenspieler geführten Figuren,
sondern ist auch in der Lage, über einen durch 3 Sevomotoren gesteuerten
Roboterarm seine eigenen Züge auszuführen. Das Gerät verfügt über 7
Spielstufen und enthält das selbe Schachprogramm Sargon 2,5 wie das
MGS-Multispielsystem.
Weitere Merkmale des Schachcomputers sind unter anderem: eingebauter
Zugzähler, integrierte Schachuhr, Anzeige der Figurenstellung einer
Reihe mittels LED-Display, Unterbreitung von Zugvorschlägen, Anzeige 60
verschiedener Kommentare in Laufschrift, Verwendbarkeit für andere
Spielmodule wie z.B. Dame und weiterentwickelte Schachprogramme.
Lange Zeit war selbst unter
Sammlern die Frage „existiert dieses Gerät überhaupt?“, ja und es gibt
ihn tatsächlich, Rolf Bühler ein Schweizer ist stolzer Besitzer des
ersten Schachroboter der Welt. Laut seinen Angaben hatte er auch ein
zweites Gerät dieser Art gesehen dessen Verbleib aber leider ungeklärt
ist. Diese wenigen Stücke zählen wohl weltweit zu den größten Raritäten
unter den Schachcomputern.
Novag Chess Robot Adversary
(1982)
Der zweite Schachcomputer, welcher seine Züge mittels einer auf einem
Greifarm angebrachten "Klaue" ausführte. Zuvor existierten nur wenige
Stück von Applied Concepts, der "Boris Handroid", welcher allerdings nie
auf dem Markt erschienen ist. Der Robot führte seine Züge aber
wesentlich eleganter aus als der Handroid. Die Technik umfasste diverse
Kupplungen und eine ausgeklügelte Software. Der Roboterarm steuert die
Magnetsensor-Felder erst zügig an, dann ein wenig darüber hinaus, um
dann im Rückwärtsgang mit leichten Schwung die Figurenzüge auszuführen.
Es ist eine Augenweide, das Gerät beim automatischen Spiel gegen sich
selbst oder bei den 16 gespeicherten Meisterpartien zu beobachten. Bei
Partieende baut er die Figuren wieder artig in die Grundstellung auf
und beginnt wieder ein neues Spielchen gegen sich selbst. . Besonders
interessant u.a. auch die Funktion "Emotions". Hier "freut" + "ärgert"
sich der Computer während einer Partie lautstark, verbunden mit einem
wilden "Herumfuchteln" auf dem Spielfeld und "Schnappen" der
schwarzen Greifklaue. Das 32 KB-Programm von David Kittinger basiert
auf dem SAVANT II mit einem Microprozessor Z 80 von Zylog und 6 Mhz.
Das Gerät besteht fast komplett aus Metall (Aluminium) und besticht
durch sein futuristisches Äußeres. Dies brachte ihm u.a. auch im Januar
1983 den Governor´s Award ein, einen Preis der Hongkonger Industrie für
herausragendes Design und technische Leistungen. Die Produktion des
Robot wurde nach nur 2000 gebauten Exemplaren aufgrund seiner sehr
großen Reparatur- und Wartungsanfälligkeit leider wieder eingestellt.
Auch dieses Gerät hat schon höchsten Seltenheitswert, da aus oben
genannten Gründen nu mehr sehr wenige in funktionstüchtigen Zustand
sind.
Milton Bradley “Grandmaster” (1983)
Das 1. Gerät auf dem Markt, welches die Figuren mittels der im Gerät
verborgenen Magnet-Plotter-Technik wie von Geisterhand auf dem
Schachbrett hin- und herbewegte. Es macht Freude, das Gerät zu
beobachten, wenn es gegen sich selber eine Schachpartie austrägt.
Insbesondere die Schlagzüge sind sehr interessant, wenn z.B. der
Springer elegant zur Seite rückt , der zu schlagenden Figur Platz macht
und danach wieder an sein Ursprungsfeld zurückgesetzt wird. War in 1983
mit seiner damaligen Technik eine Revolution. Komplizierte Mechanik,
deshalb etwas reparaturanfällig. Relativ spielschwaches Programm. Von
dem Milton Bradley gab es zwei anscheinend völlig baugleiche Varianten
die sich nur durch einen
Schriftzug am Gerät unterscheiden. Der eine Schriftzug lautete „Milton“
(Europa)
und der andere „Grandmaster“
(USA).
Dieses Grandmaster mit seiner revolutionären Technik wird aus heutiger
Sicht als der Vater der Phantoms bezeichnet.
Milton Bradley “Milton” (1983)
Zeitgleich
gab es auch die völlig identische Version des Milton Bradley mit der
Aufschrift „Milton“ der für den europäischen Raum gedacht war.
Fidelity Phantom (1988)
Die
Geschichte des Phantom begann eigentlich mit dem Milton Bradley. Dort
wurde erstmals dieses Patent der selbst
ziehenden
Figuren vorgestellt. Später gelang Fidelity Chef Sid Samole dieses
Patent zu erwerben und baute den Fidelity Phantom. Gegenüber dem Milton
Bradley war nun ein anderes wesentlich stärkeres Programm des legendären
Programmierer Ehepaars Spracklens beinhaltet und zusätzlich wurde auch
ein Display geschaffen.
Diese Geräteserie wurde sehr populär und auch heute noch wird immer
wieder, nach diesem „Phantom“ der wie von Geisterhand die Figuren zieht,
nachgefragt. Von der Auflage her ist er zwar gar nicht so selten aber
durch seine Popularität nur schwer und sehr teuer zu bekommen. Er bekam
bei Fidelity die Modelnummer 6100 zugeordnet.
Fidelity
Phantom Chesster (1991)
Zu diesen Zeitpunkt (ab 1989/90) war die Firma Fidelity schon in der
Hand von Hegener & Glaser (Mephisto) und der Firmenname Fidelity wurde
nur mehr unter der Münchner Firma weitergeführt. Der Phantom Chesster
war optisch nicht von dem 1988 gefertigten Phantom zu unterscheiden,
man musste das Gerät schon umdrehen und sich die Seriennummer ansehen um
zu wissen ob es sich um einen Phantom Chesster handelt oder nicht.
Allerdings, wie der Name Chesster schon sagt, ist dieses Gerät mit einer
Sprachausgabe ausgestattet an der man ihn
ebenfalls
leicht und unüberhörbar identifizieren kann.
Diese Phantom Chesster sind auch schon echte Raritäten und kaum mehr zu
bekommen. Er bekam die Modelnummer 6124 zugewiesen.
Fidelity Phantom Chesster “Eyeball” (1991)
Dieses gute Stück ist wohl der seltenste unter den Phantoms, bei ihm
findet man den Gerätenamen Chesster Phantom als Aufschrift. Ansonst
ist auch er mit seinem Vorgänger identisch, nur ist er nicht nur
zusätzlich mit einer Sprachausgabe ausgestattet, sonder auch mit zwei
Bewegungsmelder die man an der Frontseite des Gerätes erkennen kann.
Das bewirkt wenn man vor den „Eyeball“ tritt das dieser mit einem zu
sprechen
beginnt und einem auffordert mit ihm zu spielen und er gibt Anweisungen
was man drücken muss um dieses zu tun.
Der „Eyeball“ ist mit Sicherheit der seltenste seiner Gattung und ihn zu
bekommen ist fast schon unmöglich. Er hat die Modelnummer 6126.
Mephisto Phantom (1991)
Nur für den europäischen Raum gedacht war das letzte Stück dieser Serie.
Der Mephisto Phantom war wiederum das selbe baugleiche Gerät wie schon
der 1988 erschienen Fidelity Phantom, nur mit dem Unterschied das nun am
Gerät der Firmenname Mephisto angebracht wurde. Man hatte sich nicht
einmal die Mühe gemacht die wahre Herkunft zu verschleiern, an der
Unterseite des Gerätes konnte man eindeutig erkennen das es sich
eigentlich um einen Fidelity handelt, Hegener & Glaser hat das Fidelity
Typenschild in der ursprünglichen Form belassen und so hatte auch dieses
Gerät die Modelnummer 6100.
Dieser Phantom ist zugleich auch das letzte Stück dieser Baureihe Milton
Bradley bis Mephisto Phantom. Und auch er ist natürlich ein sehr
begehrtes Sammlerstück.
Allerdings kam diese Technik „Geisterhand“ noch einmal zur Anwendung.
Excalibur Mirage (1997)
Erst um 1997 wurde dieses Patent wieder von Sid Samole (der in der
Zwischenzeit leider verstorben ist) aufgegriffen und in seiner Firma
Excalibur Electronic in einen Gerät namens "Mirage" umgesetzt. Optisch
hat der Mirage aber mit dem Milton Bradley und Phantoms nicht mehr viel
gemeinsam, nur die gleiche Technik schlummerte im Gerät. Das Programm
stammt aus der Feder von Ron Nelson (Programmierer der ersten Fidelitys)
und meiner Meinung nach ist es ein gutes Programm gegen Menschen und
schneidet gegen andere Computer eher schlecht ab da er taktisch hin und
wieder daneben greift. Leider ist diese Serie auch sehr
Reparaturanfällig, da waren die Phantoms besser und so wurde auch diese
Serie bald wieder eingestellt.
Dieses
Gerät gibt es vereinzelt noch im Fachhandel zu kaufen und ist noch keine
Rarität, ich bin mir aber fast sicher das auch der Mirage in dieser
Richtung seinen Weg gehen wird.
Bis zum Jahr 2002
gab es zusammenfassend folgende Schachroboter:
1.
Boris Handroid (1980)
2.
Novag Chess Robot Adversary (1982)
3.
Milton Bradley “Grandmaster” (1983)
4.
Milton Bradley “Milton” (1983)
5.
Fidelity Phantom (1988)
6.
Fidelity Phantom Chesster (1991)
7.
Fidelity Phantom Chesster “Eyeball” (1991)
8.
Mephisto Phantom (1991)
9.
Excalibur Mirage (1997)
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